Hintergrund zur Protonentherapie
Die Protonentherapie ist ein spezielles Verfahren der Strahlentherapie, bei dem ein Tumor mit hochenergetischen Protonen – anstatt mit Photonen wie bei der herkömmlichen Bestrahlung – bestrahlt wird. Aus einem Beschleuniger werden die Teilchen mit bis zu 60 Prozent der Lichtgeschwindigkeit als gebündelter Strahl präzise auf das Tumorgewebe gelenkt. Beim Eindringen in den menschlichen Körper wird der Strahl so gebremst, dass die Teilchen den größten Teil ihrer Energie direkt im Tumorherd abgeben und dadurch die Tumorzellen schädigen. Der Vorteil der Hadronen- bzw. Protonentherapie ist, dass im Tumor eine sehr hohe Strahlendosis deponiert werden kann, während das umliegende Gewebe – insbesondere Risikoorgane – geschont werden. Durch spezielle physikalische Verfahren kann der Tumor sehr zielgenau entlang seiner individuellen Form bestrahlt werden.
Protonentherapie wird Schwerpunkt an der TU Dortmund
Der Bereich Medizinphysik an der Fakultät Physik der TU Dortmund hat seine Forschung zu den physikalischen Grundlagen und Anwendungen in der Protonentherapie ausgebaut. Bereits im Januar 2020 ist das neue interdisziplinäre Graduiertenkolleg „Präzisionsprotonentherapie“ gestartet. Ziel ist es, Promovierende an die Protonentherapie heranzuführen. Sie sollen an Themen der komplexen Prozesskette – von der Bildgebung bis zur Bestrahlung – forschen und somit die klinische Anwendung verbessern. Das Graduiertenkolleg erfolgt über eine Zusammenarbeit zwischen der Fakultät Physik der TU Dortmund, der Klinik für Partikeltherapie am Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE) der Universitätsmedizin Essen, der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Technischen Chemie I (TC1) sowie dem Center for Nanointegration Duisburg-Essen (CENIDE). Gefördert wird das Graduiertenkolleg von dem Mercator Research Center Ruhr (MERCUR).
Seit Mitte März 2020 verstärkt die Arbeitsgruppe Medizinphysik und Strahlentherapie um JProf. Dr. Armin Lühr die Fakultät Physik. Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Optimierung der Protonentherapie unter Verwendung von Monte Carlo Simulationen, angewandter Atom- und Kernphysik, Strahlenbiologie und statistischen Methoden.